Allergologie
Allergien haben Konjunktur. Vor wenigen Jahrzehnten noch kaum von
Bedeutung, haben sie sich mittlerweile zu einer Volkskrankheit entwickelt.
Immer mehr Patienten leiden an allergischen Beschwerden verschiedenster
Art. Blütenpollen, Hausstaubmilben, Tierhaare aber auch Lebensmittel,
Medikamente und Schmuck können allergische Reaktionen auslösen.
Die Nase läuft, die Augen tränen, Niesanfälle quälen,
die Haut rötet sich und juckt, die Verdauung spielt verrückt.
Ursache für diese Symptome ist eine Überreaktion des menschlichen
Abwehrsystems auf eigentlich harmlose Substanzen aus unserer Umwelt.
Häufig sind die Beschwerden so heftig, dass sie mit einem hohen
Leidensdruck und Leistungseinschränkungen in Schule und Beruf
einhergehen. Viele Betroffene empfinden daher einen erheblichen
Verlust an Lebensqualität. In vielen Fällen liegt ein
langer Weg und akribische Detektivarbeit vor Patient und Arzt, bis
die Ursache für eine Allergie geklärt ist.
Informationen: www.allergie-aktuell.de
Was sind die typischen Beschwerden?
Die Zeichen einer Allergie können sich in fast allen Geweben
und Organen entwickeln. Allerdings sind die Körperoberflächen
wie Haut und Schleimhäute, die mit der Außenwelt in Kontakt
stehen und somit leicht zugänglich für Allergene sind,
am häufigsten betroffen. Betrachtet man die auftretenden Beschwerden,
kann man bei Vorliegen einer Allergie auch von einer Entzündung
sprechen. Die typischen Allergie-Symptome treten an folgenden Organen
auf:
Haut
Als allergische Reaktionen der Haut sind v.a. Rötungen,
Juckreiz, Schuppung oder auch Quaddeln zu nennen. Bekannte Allergien,
die sich auf der Haut äußern, sind z.B. die Nesselsucht
oder die Nickelallergie.
Auge
Am Auge kommt es zu erhöhtem Tränenfluss, Rötung,
Fremdkörpergefühl, Lichtempfindlichkeit, Augendruck, Lidschwellung
und Bindehautentzündung.
Nase
Die Nase verstopft oder läuft ständig. Auch Juckreiz,
Niesen und Schleimhautschwellung zählen zu den typischen Beschwerden.
Hals-Rachen
Auch im Hals-Rachen-Bereich können Schwellungen, Entzündungen,
Heiserkeit und „Kratzen“ auftreten.
Lunge
Atemnot und quälender Hustenreiz sind die typischen
Beschwerden, die sich an den unteren Atemwegen äußern.
Verdauungstrakt
Im Verdauungstrakt kann es zur Entzündung und/oder
Schwellung der Schleimhäute, mit Übelkeit, Bauchschmerzen,
Blähungen, Erbrechen und Durchfall kommen.
Sonstige
Auch Herzrasen, Schwindel, Blutdruckabfall und Hautblässe
sind keine Seltenheit und können unterschiedlich stark ausgeprägt
sein.
Sicherlich haben Sie bei sich selbst oder bei Allergikern in ihrem
Umfeld bereits festgestellt, dass die Allergie nicht nur die oben
genannten Organe betrifft. Die quälenden Beschwerden führen
meist auch zu Abgeschlagenheit, Erschöpfung und Lustlosigkeit.
Der Allergiker kann – je nach Ausdehnung und Stärke
der Symptome – einen erheblichen Verlust an Lebensqualität
empfinden.
Allergene - Auslöser der Allergie
Allergien werden ausgelöst durch sog. Allergene. Diese können
über verschiedene Wege (Atemluft, Nahrung, Haut, Blut) in den
Körper gelangen und werden daher auch nach ihrem Aufnahmemechanismus
unterschieden in:
Inhalationsallergene
Zu dieser Gruppe gehören die Pollen von Gräsern,
Sträuchern, Bäumen und Kräutern, die für den
allseits bekannten Heuschnupfen
(allergische Rhinitis) verantwortlich sind. Daneben sind auch die
Ausscheidungen von Hausstaubmilben und Absonderungen von Haustieren,
die als Staubbestandteile anfallen, Inhalationsallergene.
Kontaktallergene
Diese Allergene lösen bei Hautkontakt allergische
Reaktionen auf der Haut aus. Besonders bekannt ist in diesem Zusammenhang
die „Nickelallergie“, die durch Nickel in Knöpfen
und Modeschmuck hervorgerufen wird. Daneben können Inhaltsstoffe
von Desinfektionsmitteln und Salben Allergien auslösen. Auch
Pflanzen, Textilien, Duftstoffe und Pflaster können Allergene
enthalten.
Nahrungsmittelallergene
Durch den Verdauungstrakt gelangen die sog. Nahrungsmittelallergene
in den Körper. Prinzipiell kann jedes Nahrungsmittel eine Allergie
auslösen. Einige Nahrungsmittel führen allerdings sehr
häufig zu allergischen Reaktionen. Dabei unterscheiden sich
die Nahrungsmittel, auf die Erwachsene bzw. Kinder besonders häufig
allergisch reagieren.
Die typischen Nahrungsmittelallergene im Kindesalter sind:
• Milch
• Hühnerei
• Nüsse
• Soja
• Weizen
• Fisch
Im Erwachsenenalter überwiegen dagegen Allergene aus Gemüse
und Obst. Oftmals liegt eine Pollenallergie zugrunde. Ist ein Nahrungsmittelallergen
ähnlich aufgebaut wie das Pollenallergen, das zu allergischen
Reaktionen führt, kann auch das Nahrungsmittelallergen diese
unangenehmen Wirkungen haben. Man spricht dann von einer „Kreuzallergie“.
In diesem Fall hat dann nicht das Nahrungsmittelallergen zur Sensibilisierung
geführt, sondern das Inhalationsallergen. Damit kann also ein
Patient mit Heuschnupfen oder allergischem Asthma auch gleichzeitig
eine Nahrungsmittelallergie aufweisen.
Injektionsallergene
Zu den Injektionsallergenen zählen Insektengifte (v.a. Wespenund
Bienengift) sowie Medikamente, die in den Muskel, Blut oder unter
die Haut gespritzt werden. Heute gibt es für viele Medikamente
eine Alternative, sodass das Risiko für eine allergische Reaktion
gering gehalten werden kann.
Ganz ausschließen lässt sich eine allergische Reaktion
auf Medikamente jedoch nicht. Neben der Einteilung nach dem Aufnahmemechanismus
ist auch die Unterscheidung nach dem saisonalen Auftreten der Allergie
sinnvoll.
Zu den saisonalen Allergenen zählen natürlich typischerweise
Pollen- und Insektengiftallergene, da sie lediglich zu bestimmten
Jahreszeiten von Bedeutung sind. Ganzjährig sind dagegen die
Allergene von Schimmelpilzen, Hausstaubmilben und Tieren vorhanden.
Auch Berufs- und Kontaktallergene sowie Nahrungsmittelallergene
sind unabhängig von der Jahreszeit vorhanden.
Sind alle Allergien erblich?
Im Zusammenhang mit Allergien wird häufig der Begriff „Atopie“
verwendet. Unter „Atopie“ versteht man die erbliche
Neigung, eine Allergie zu entwickeln. Trägt ein Elternteil
die genetische Veranlagung für Allergien, beträgt die
Wahrscheinlichkeit, dass auch das Kind Träger dieser Erbanlage
ist, 25%. Sind beide Elternteile Atopiker steigt das Risiko auf
50%.
Zu dem atopischen Formenkreis allergischer Erkrankungen zählen
neben der Neurodermitis z.B. auch die allergische Rhinitis (umgangssprachlich
als Heuschnupfen bekannt), das allergische Asthma bronchiale und
die Urtikaria (Nesselsucht).
In den letzten Jahrzehnten erhärtete sich allerdings auch
der Verdacht, dass neben der erblichen Anlage insbesondere auch
die Lebensweise in den westlichen Industrienationen die Entstehung
von Allergien begünstigt. Deutlich wird dies durch die Tatsache,
dass der typische Allergiker nicht in den Entwicklungsländern
zu finden ist, sondern in einem besonders gepflegten, hygienisch
reinen Elternhaus aufwächst. Die Kontakte mit verschiedensten
Umwelteinflüssen – insbesondere im ersten Lebensjahr
– sind wahrscheinlich insofern wichtig, da sie zu einer Gewöhnung
des Immunsystems führen und somit Überreaktionen auf harmlose
Substanzen vorbeugen.
Sonderfall: Pseudoallergie
Immer mehr Menschen reagieren auf bestimmte Lebensmittel mit Beschwerden,
die denen einer Allergie ähneln. Hierdurch kommt es oftmals
zu Verwechslungen zwischen der „echten“ Nahrungsmittelallergie
und der Pseudoallergie.
„Echte“ Allergien sind durch die Beteiligung des Immunsystems
gekennzeichnet. Dies ist im Falle der Pseudoallergie nicht der Fall.
Hier treten zwar allergieähnliche Beschwerden auf, diese werden
allerdings nicht durch eine Überreaktion des Immunsystems hervorgerufen.
Pseudoallergien werden ausgelöst durch Lebensmittelzusatzstoffe
und Aromastoffe, die in den meisten Fertigprodukten enthalten sind.
Hierzu zählen z.B. Konservierungsstoffe wie Sorbinoder Benzoesäure,
Farbstoffe wie Tartrazin sowie Natriumglutamat (ein Geschmacksverstärker)
und Süßstoffe.
Auch Salicylate und p-Hydroxybenzoesäure, die natürlicherweise
in Lebensmitteln vorkommen, können Pseudoallergien auslösen.
Eine weitere wichtige Gruppe von Auslösern sind die sog.
biogenen Amine. Dazu zählen Histamin in Sauerkraut und Wein,
Serotonin in Bananen, Tyramin in manchen Käsesorten und Schalentieren
sowie Phenylethylamin in Schokolade.
Pseudoallergien sind oftmals – im Gegensatz zu den „echten“
Allergien – dosisabhängig. Geringe Mengen in Lebensmitteln
werden meist vertragen.
Pseudoallergische Reaktionen treten sehr viel seltener auf, als
die „echten“ Allergien.
Allerdings werden bei Patienten mit bestimmten Erkrankungen z.B.
Nesselsucht (Urtikaria), häufiger Pseudoallergien beobachtet.
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